Freude und Frust über Kölle-Hymne

Jürgen Wunderlich kommt ins Finale der Närrischen Hitparade – Labbese ausgeschieden
Von GUIDO WAGNER. 25.01.2005


Begleitet von den Heiligen-hauser Karnevalsfreunden sang sich Jürgen Wunderlich ins Finale der Närrischen Hitparade. Die Endausscheidung findet kommenden Sonntag statt und wird live gesendet. Dann können auch die Fernsehzuschauer mit abstimmen, wer Gesamtsieger wird. (Fotos; Wagner)

RHEIN-BERG. Sonntagabend, halb acht. Während Moderator Gisbert Baltes im WDR-Studio der „Närrischen Hitparade” letzte Hinweise für die Zuschauer gibt, treffen sich hinter den Kulissen zwei bergische Karnevalisten. Der eine ist Stimmungssänger Jürgen Wunderlich aus Heiligenhaus, der andere Labbese-Sänger und -Texter Norbert Wielpütz. Er hat auch den Text für Wunderlichs Lied „E janz klein Stück vun Kölle” geschrieben. Was da noch keiner weiß: Wunderlich schafft es in die Endrunde, die Labbese nicht.

„Wehe, der gewinnt heute”, haben Norberts Bandkollegen noch auf der Hinfahrt im Bus gefrotzelt. Nun jedoch, kurz vor der Sendung, lachen sie mit dem Newcomer aus Heiligenhaus, der von seinen ersten CD-Aufnahmen im eigenen EKB-Studio erzählt: „EKB – das heißt ‘ehemalige Keller-Bar’.” Wunderlich ist schon am Nachmittag zur Probe für die dritte Hitparaden-Vorrunde ins Bocklemünder Studio gekommen; da sind die Labbese noch in Sälen zwischen Marialinden, Bergisch Gladbach und Köln unterwegs gewesen, schließlich ist ihr Tourkalender proppevoll. In Bockle-münd zieht’s sie zur Stärkung ins Foyer. Birgit Reinwald, die Frau mit Klemmbrett und Funkverbindung zur Aufnahmeleitung, drückt ein Auge zu: „Aber ich will euch gleich nicht irgendwo suchen müssen”, ruft sie ihnen noch hinterher.

Wunderlich ist derweil mit den übrigen Künstlern in der Zwischenkantine einquartiert. „Jetzt muss ich ruhig werden”, sagt er, während die Moderatoren Baltes und Marita Köllner die ersten Teilnehmer ankündigen. Der Saal tobt, die Show läuft, und auch in der Zwischenkantine wird jeder, der von der Bühne kommt, mit Applaus empfangen. Als der Moderator hinter der Kulisse zum ersten Mal seinen Seitenscheitel nachgezogen bekommt, sind auch die Labbese Michael Niesen, Bernd Kierdorf, Norbert Wielpütz, Thomas Braß, Frank Wielpütz und Frank Müller auf dem Weg ins Rampenlicht. Unterwegs ein Handschlag mit den Paveiern, die gerade fürs Beiprogramm anreisen – man kennt sich. Dann heißt’s: Gas geben. Nachdem die Labbese per Video-einspielung ihren „Probenraum” im Bensberger Schloss vorgestellt haben, bringen sie die Jecken mit „Mir han Ecke un mir han Kante” in Fahrt. Besondere Schwierigkeit: Sie müssen ihre Instrumente „stumm” spielen – alle Hitparaden-Teilnehmer singen nur live und werden von einem Orchester begleitet. „Die Bläser waren viel satter als gestern bei der Probe”, ist Norbert Wielpütz auf dem Weg zurück in die Kantine zufrieden.

Jetzt muss Jürgen Wunderlich raus. Ihn empfängt ein ganzer Background-Chor im Saal: Die Heiligenhauser Karnevalsfreunde mit Prinzin Walburga bieten die rot-weiße Kulisse für „E janz klein Stück vun Kölle”. Gleich beim ersten Refrain singt der Saal mit. Auf dem Bildschirm verfolgen die Labbese den Auftritt. Eine halbe Stunde später ist es amtlich: Wunderlich liegt in der Gunst der WDR-4-Hörer, der Jury und des Saalpublikums weit vorne: 25,72 Prozent heimst er ein – elf Prozentpunkte mehr als die Zweitplatzierten „Michi & Kids”, die wie er am Sonntag bei der Live-Übertragung des Finales (20.15 Uhr, WDR-TV) dabei sind.

„Oh, dat jitt noch jett”, schwant es Norbert Wielpütz mit Blick auf seine Bandkollegen. Über den Erfolg seines Textes kann er sich nicht so recht freuen. Während Wunderlich im Foyer mit „ Jürgen” -Rufen empfangen wird, zieht Wielpütz Richtung Bandbus. Anders als 2004 hat’s für die Labbese diesmal nicht fürs Finale gereicht.

Gratulation: Labbese-Sänger Norbert Wielpütz mit Wunderlich

Zur Person

Als einziger rheinisch-bergischer Musiker steht Jürgen Wunderlich am Sonntag im Finale der Närrischen Hitparade. Dem 43-jährigen Heiligenhauser wurde das Singen schon in die Wiege gelegt. Als kleiner Junge trat er bereits auf und bald darauf in den damaligen Heiligenhauser Kinderchor ein. Mit 16 trat er in den MGV Sängerchor Heiligenhaus ein, dem er nun 28 Jahre als tragende Stimme im ersten Tenor, Solist und inzwischen Vize-dirigent angehört. Erstmals auf der Karnevalsbühne stand der Millowitsch-Fan 1985 bei der Heiligenhauser Prinzenproklama-tion. 2003 gewann er in der Kölnarena beim „Höhner” -Wettbewerb den Titel „Superhohn” – der Grundstein für die Teilnahme an der Närrischen Hitparade, (aa)

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Jürgen Wunderlich © (2018)